Bub-up Regenschutz – Trocken durch den Alltag radeln

Bub-up

Neues von meiner ewig währenden Suche nach DEM Regenschutz für das Longtail. Dieses Mal führte mich meine Recherche nach Frankreich zu Eric Frandeboeuf, dem Gründer von Rainjoy. Im malerischen Annecy ertüftelte er einen alltagstauglichen Regenschutz für Radfahrer, der mehr kann als eine Regenjacke. Heraus kam dabei das Bub-up*: eine Mischung aus Zelt und Rucksack.

Das Bub-Up funktioniert wie die Pop-Up Zelte des bekannten Sportartikelherstellers
Das ist kein Wunder, denn der Ingenieur ist der selbe. Die Idee, einen Regenschutz zu entwicklen, der nicht nur den Körper, sondern auch Kopf und Gesicht trocken hält und mit wenigen Handgriffen einsatzbereit und auch wieder verstaut ist, finde ich ziemlich genial. Denn alles, was Radfahren umständlich macht, führt dazu, dass das Fahrrad stehen bleibt. Das fängt beim zugemüllten Fahrradkeller und dödeligen Fahrradständern an und hört bei vielen eben beim Regen im Gesicht auf. Wir Menschen sind halt faule Gewohnheitstiere. Dagegen kommt man nur mit cleveren Lösungen an (oder eisernem Willen^^).

Bub-up aufgehängt

Bis ins kleinste Detail gut durchdacht
Dem Ingeniör ist nun mal nichts zu schwör. Das macht sich bei näherer Betrachtung an jeder Stelle des Produkts bemerkbar. Die kreisrunde Konstruktion verschwindet zunächst in einem unscheinbaren Beutel mit umlaufendem Reißverschluss. Vorne gibt es eine kleine Tasche für Schlüssel, Handy und anderen Krimskrams. Der Schulterriemen lässt sich mit Klett auch am Gepäckträger befestigen. Schlau gemacht, denn so muss ich mir keine Gedanken machen, wo ich es verstauen kann, wenn es mal nicht regnet.

Ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung, welche Kraft hinter den Pop-Up Zelten steckt. Die Warnung, den Regenschutz nicht in der Nähe von Kindern und anderen Menschen aufzumachen, kommt also nicht von ungefähr! Löst man das rote Sicherungsband, springt das Bub-Up auf. Mit etwas Übung und der richtigen Technik ist es auch schnell wieder eingepackt. Zugegeben: Beim ersten Mal musste ich mir trotz idiotensicherer Anleitung Hilfe eines Quechua erprobten Freundes holen. Sehr zum Amüsement der mittlerweile versammelten Nachbarschaft. Ja, man fällt auf mit dem Bub-up! Daran muss man sich erst gewöhnen.

80% des Körpers sind geschützt
Den Regenschutz setzt man zunächst wie einen Rucksack auf. Dabei bildet die offene Tasche eine Schürze, die den Rücken vor Regen schützt. Der transparente Teil führt dann weit über dem Kopf nach vorne zur riesigen Windschutzscheibe, die mittels zweier Klettbänder am Lenker festgemacht wird. Die Kopfreiheit ist immens! Generell ist die Sicht nach vorne und zur Seite sehr gut. Leider macht sich auch der typische Luftmatratzen-Plastikgeruch breit. Der verfliegt aber zum Glück nach der ersten Fahrt. So kann es auch schon losgehen.

Bup-up Rückseite

Ich konnte mir nicht so recht vorstellen, wie das Bub-up mich trocken halten soll. Aber es funktioniert. Durch den Fahrtwind kommt das meiste Wasser von vorne oben. So werden nur die Arme und die Unterschenkel nass. Es ist schon erstaunlich: Sobald man das Bub-up aufsetzt, fühlt man sich eingehüllt und geschützt. Das hört sich total doof an, dennoch macht das dünne Häutchen einen echten Unterschied. Es ist sofort gefühlte fünf Grad wärmer. Plötzlich ist der Wind weg und die Regentropfen prasseln nicht mehr ins Gesicht. Gerade bei starkem Regen hat man ja irgendwann so viel Wasser in den Augen, dass man nur noch blinzeln kann und nicht mehr viel sieht. Das ist hier gar nicht mehr der Fall. Besonders angenehm stelle ich mir den Effekt im Winter bei fiesem Schneeregen vor. Eiskristalle in den Augen bringen mich nämlich regelmäßig zum Heulen.

Mehr Komfort in der City
Ich habe die Regenhaube an meinen beiden Rädern, einem Fitnessbike von Canyon und dem Multicharger von Riese und Müller, getestet. Vorweg: Ich bin auf beiden Rädern trocken geblieben.

Eine echte Empfehlung kann ich aber für gemütlichere Fahrräder mit relativ aufrechter Sitzposition aussprechen. Je aufrechter ich saß, desto besser war meine Übersicht. Vermutlich fühlen sich ohnehin nur Fahrer solcher Radklassen vom Bub-up angesprochen. Zumindest ich kann mir keinen Rennradler vorstellen, der, angetan in Lycra auf dem Minimal-Renner sitzend, Angst hat, nass zu werden. Das verkraftet doch das Sportlerego nicht.

Bup-up mit Canyon Roadlite

Außerdem hat der Regenschutz ab einer gewissen Geschwindigkeit schon einen deutlichen Windwiderstand. Bis knapp 30 km/h war es absolut okay. Darüber hat sich die Konstruktion durch den Fahrtwind nach hinten geneigt und im Rücken gedrückt. Auch vor Wind sollte man sich in Acht nehmen. Eine Windböe kann einen schon ordentlich anlüpfen. Für Wikinger und Kraftsportler vielleicht kein Problem, aber ich musste mich plötzlich gut festhalten.

Sein Revier ist der urbane Raum.
Für besonders eitel halte ich mich nicht. Trotzdem habe ich nicht immer Lust, oberfunktional in Regenkleidung und ungeschminkt durch die Gegend zu fahren. Schlimm genug, dass der Helm jede Frisur tötet… Hier schickt sich das Bub-up an, eine Lücke zu füllen: bei Regen kurz zum Bäcker oder abends ein bisschen chicer in die Bar. Einfach die kurzen Alltagswege in der Stadt bequemer machen. Den Regenschutz braucht man auch nicht bei jedem Stopp abzubauen. Die Rucksackträger hängt man einfach am Sattel ein und schon bleibt dieser trocken und das Dach für die Weiterfahrt einsatzbereit.

Fazit: Die Verkehrswende braucht clevere Lösungen. Das Bub-up hat das Potenzial, auch Schönwetterradler zu Alltagsradlern zu machen. Es ist funktional und gut durchdacht, nur die Optik ist gewöhnungsbedürftig.

Erhältlich ist das Bub-up für rund 120€ bei Rainjoy.


Nächstes Mal: Off-Label Use am Multicharger

*Werbung – Es wurde mir kostenlos zum Testen zur Verfügung gestellt.