10. Juli 2021 Stadtradeln Waiblingen 2021 – Rückblick Inhaltsverzeichnis 8.6.21: Hallo Waiblingen! – Die Stadtradel-Familie stellt sich vor12.6.21: Amuse-Gueule – 500l Heckenschnitt als Vorgeschmack14.6.21: Das Fahrrad mit dem Fahrrad in die Fahrradwerkstatt…17.6.21: An der Belastungsgrenze18.6.21: Grenzen der Autofreiheit und der Freiheit mit Auto19.6.21: So beliebt wie die Steuererklärung – der Recyclinghof20.6.21: Entspannter einkaufen – Waiblinger Wochenmarkt & Talauensee22.6.21: Nestbautrieb im Stadtradel-Style – 280 Höhenmeter, 38 Kilometer & 28 Grad30.6.21: Denn wir steh’n hier im Regen — Trocken ankommen30.6.21: Fast verhinderter Bauhelfer – Mit Rad und Zug nach Bretten 8.6.21: Hallo Waiblingen! – Die Stadtradel-Familie stellt sich vor Ein Blick auf Waiblingens Straßen aus Familiensicht Während der nächsten drei Wochen dürfen wir den Stadtradelblog mit Leben füllen. Wir wollen dich in unseren Familienalltag ohne Auto mitnehmen (und im besten Fall zum Selbstversuch anstiften). Uns geht es also nicht so sehr ums Kilometerfressen und die sportliche Herausforderung. Vielmehr gehen wir der Frage nach, wie gut man in Waiblingen und Umgebung dauerhaft ohne Auto zurecht kommt, ohne vor Verzweiflung in die Tischplatte zu beißen. „Ohne Auto“ und „Familie“ in einem Satz klingt unvorstellbar? Hätte man uns das vor ein paar Jahren vorgeschlagen, hätten wir lächelnd und winkend den Rückzug angetreten. Ne ne, wir lehnen dankend ab… Spinner! Im letzten Jahr haben wir uns aber gut ohne eigenen fahrbaren Untersatz eingerichtet. Die Gelegenheiten, an denen wir heute noch ein Auto brauchen, lassen sich an zwei Händen abzählen. Hier schreiben übrigens die Kordeuters, eine Normalo-Spießer-Familie aus dem Waiblinger Süden: Mutter, Vater, dreijährige Tochter und Kind Nr. 2, das sich auf Mitte Juli angekündigt hat. Beruflich radelt mein Mann jeden Tag 10km nach Stuttgart hinein und ich an drei Tagen 20km nach Schorndorf. Ansonsten stehen bei uns natürlich die ganz normalen Familienaktivitäten an: Der Sand aus dem Sandkasten hat sich auf wundersame Weise im Rasen verteilt und sollte dringend aufgefüllt werden, das Bier ist auch schon wieder leer und endlich Möbel im Kinderzimmer wären auch nicht schlecht. Je nach Zeitfenster, Wetter und Bauchumfang bestreiten wir die Familienlogistik mit oder ohne elektrischen Rückenwind. Kind Nr. 2 geschuldet genieße ich nun seit drei Tagen den Mutterschutz. Das heißt die Kilometer macht gerade hauptsächlich mein Mann, die anekdotische Evidenz stammt von mir. Allzeit gute Fahrt und viel Spaß beim Lesen. Ariane, Fabian und Louise 12.6.21: Amuse-Gueule – 500l Heckenschnitt als Vorgeschmack 500l Heckenschnitt Von der Stirne heiß rinnen muss der Schweiß… Wusste schon der alte Frieder. Uns hat die Junisonne heute beim Heckeschneiden ganz ordentlich ins Schwitzen gebracht. Einmal im Jahr müssen wir aber ran. Die Hainbuchen haben die Feuchtigkeit der letzten Wochen genutzt und sich mit Biomasse dafür bedankt. Gut komprimiert passt der Heckenschnitt zum Glück in zwei 250l Säcke und damit auf den Fahrradanhänger. Der lässt sich dankenswerterweise als Handwagen nutzen und direkt im Garten vollladen. Säcke müssen wir also nicht extra schleppen. Der Häckselplatz ist von uns nur einen Steinwurf entfernt und innerhalb von fünf Minuten erreicht. Der leichteste Teil der Übung 🙂 Strecke: 3km 14.6.21: Das Fahrrad mit dem Fahrrad in die Fahrradwerkstatt… Fahrradtransport zur Werkstatt Ohne hier einen Glaubenskrieg vom Zaun brechen zu wollen, aber Carbon ist doch echter Käse! Was dem Autofahrer seine Chromfelge, ist dem Radler das Carbonrähmchen: beides chic, teuer und anfällig. So mussten wir heute Fabis Pedelec nach Grunbach schaffen und zurückkommen! Der Rahmen war angeknackst und sollte getauscht werden. Fahrradtransport ohne Auto ist eine echte Herausforderung Früher konnten wir unsere Räder einfach in den Kofferraum des Kombis schmeißen oder auf den Heckträger spannen. Danach schnell zum Mechaniker düsen und mit dem Auto wieder zurück. So einfach geht das jetzt nicht mehr. Zum Glück haben nicht alle Familienmitglieder ein Faible für Carbon. Mit dem Mutterschiff (Alu!) lässt sich das Rennrad (Carbon!) nämlich hervorragend abschleppen. Gut gepolstert und fest verzurrt radelte ich das Ersatzrad zur Werkstatt, während Fabian mit dem lädierten Pedelec vorausfuhr. Das klappte ganz gut und mit knapp 30min Fahrzeit pro Strecke war der Zeitaufwand überschaubar. Trotzdem wäre mir eine Werkstatt in der Nähe lieber. Jedoch: Kennst du die Gemeinsamkeit von Fahrradwerkstätten und Orthopäden? „Sorry, aber wir können Ihnen erst im Dezember einen Termin anbieten.“ – Uff! Glück gehabt! Nur ein halbes Jahr warten. „Sorry, aber wir nehmen keine neuen „Patienten“ auf.“ – Dumm gelaufen! Der Fahrradboom hinterlässt Spuren. Erst letzte Woche gab es dazu in der WKZ einen Artikel aus Händlersicht. Klar, kann ich alles nachvollziehen. Für uns als Vielfahrer hatte die schlechte Verfügbarkeit von Terminen aber die Konsequenz, dass wir nahezu alle Reparaturen und Wartungsarbeiten selbst durchführen. Selbst ist der Mann! Nur im äußersten Notfall suchen wir noch eine Werkstatt auf. Unsere Garage gleicht mittlerweile einer kleinen Fahrradwerkstatt. Strecke: 20km 17.6.21: An der Belastungsgrenze Rund um den Sandkasten ist unser Rasen immer perfekt gesandet. Fast könnte man meinen, meine Tochter wollte später mal Greenkeeperin werden. Unterstützt wird sie dabei abwechselnd von anderen talentierten Nachwuchsrasenprofis. Nur für den Nachschub will mal wieder niemand sorgen, wodurch der Füllstand der Sandkiste einen bedrohlichen Niedrigstand erreicht hatte. Der Baumarkt mit dem freundlichen Biber ist rund einen Kilometer entfernt und damit auch in Fahrdistanz für die Fahranfängerin. Gemäß dem Verursacherprinzip durfte sie mich deswegen begleiten. Warum bloß blieb trotzdem sämtliches Geschleppe an mir hängen? Was habe ich falsch gemacht? Lag es vielleicht an den 25kg pro Sack? Mehr als zwei Säcke waren damit bei dieser Beschaffungstour nicht drin. Der Gepäckträger meines Multichargers ist für 60kg ausgelegt. 50kg Sand, ein dreijähriges Mädel und dessen Fahrrad überschreiten das minimal. In den Cargotaschen ließen sie sich aber sicher unterbringen und durch den tiefen Schwerpunkt war das Rad noch gut kontrollierbar. Warum sie nicht selbst gefahren ist? Auf Baumarktparkplätzen bist du mit dem Fahrrad ein Exot, mit einem 16“-Rad und zwei Monaten Fahrpraxis akut gefährdet. (Abgesehen davon, dass die Mutter kurz vor dem Herzkasper stand) Strecke: 2km 18.6.21: Grenzen der Autofreiheit und der Freiheit mit Auto „Unglaublich, oder? Ich fahr‘ wieder EIN Mal ins Geschäft und jetzt isch – so wie ich des seh‘- isch hier Vollsperrung im Tunnel! Ein einziges S**eißmal fahr‘ ich wieder ins Geschäft mit’m Auto und es sieht so aus! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!“ – Fabian 5.51h; B29; Auffahrt Waiblingen Süd vor dem Kappelbergtunnel (Symbolbild rechts^^) Das ist Autofrust, geballt in 44 wohlartikulierte Wörter oder auch die Grenzen der sogenannten automobilen Freiheit. Aber der Reihe nach: Eigentlich hatten wir uns als Stadtradel-Familie dazu verpflichtet, drei Wochen lang kein Auto von innen zu sehen. Das ist an 93,7% aller Tage im Jahr auch kein Problem (Quelle: Kordeuter 2021). Aber dann gibt es sie eben doch, diese 6,3% der Tage, an denen ein Auto sinnvoll und nützlich ist: Zum Beispiel weil Kleinanzeigen-Inserate nicht auf einen warten und weil sich 70kg Material nicht so gut im Zug transportieren lassen. Glücklicherweise können wir im Bedarfsfall auf einige Optionen zurückgreifen und Fabian konnte spontan ein Auto bei seinem Arbeitgeber ausleihen. Die Reise führte ihn über Weil im Schönbuch nach Ertingen im Landkreis Biberach und anschließend wieder zurück. Das Fahrzeug musste anderntags aber auch wieder zurückgebracht werden. Das Ergebnis hast du oben schon gelesen. Ganz ehrlich: Den Stress, jeden Tag mit dem Auto nach Stuttgart zu pendeln und unsere Lebenszeit im Stau zu verplempern, möchten wir uns nicht mehr geben. Waiblingen ist nur einen Katzensprung von der Landeshauptstadt entfernt. Und im Gegensatz zum oberen Foto sieht Fahrradpendeln so aus: Strecke: 242 Autokilometer 19.6.21: So beliebt wie die Steuererklärung – der Recyclinghof Na, was verbindest du mit den Fahrten zum Recyclinghof? Für mich war der Waiblinger Recyclinghof lange so etwas wie der Vorhof zur Hölle: Lange Schlangen von Blech wälzen sich in unendlicher Langsamkeit in den Hof. Drinnen herrscht sengende Hitze, die Luft kocht und malt flimmernde Trugbilder. Die Gäste der Vorhölle kämpfen um die besten Plätze und der nächste Blechschaden ist nur einen vergessenen Schulterblick entfernt. Der Familienvater im Passat kläfft den Hipster mit dem Fiat Spider weg: „Ich war hier zuerst! Verschwinde!“ Anschließend laden beide ihre bis unter den Himmel vollgestapelten Kutschen aus, um mit nur mühsam unterdrückter Aggression die Containerberge als erster zu besteigen. Überwacht werden die Kontrahenten von gnadenlosen Aufsehern: „Da ist doch Styropor bei den Folien! Sofort aufhören!“ Der so Gescholtene zieht den Kopf zwischen die Schultern und läuft winselnd davon… Was uns alle verbindet? Schau dir das Foto an. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich das Altpapieraufkommen um 20-30% erhöht. Ich habe mich ernsthaft gefragt, ob ich das Bild veröffentlichen soll. Die schiere Masse an Kartonagen ist peinlich. Einziger Lichtblick: Ich kann die Spuren meines Pandemie-Konsums mit dem Fahrradanhänger ganz geschmeidig bis vor den Container fahren und muss mich nicht mit den Autofahrern in die Schlange stellen. Übrigens: Kartonagen zu entsorgen gehört immer noch nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, aber seit der Umgestaltung des Hofes hat sich die latent aggressive Stimmung merklich gebessert. Mein besonderer Dank gilt der unglaublich freundlichen und geduldigen Mitarbeiterin, die mit Engelsgeduld jede Recycling-Frage beantwortet. Strecke: 2km 20.6.21: Entspannter einkaufen – Waiblinger Wochenmarkt & Talauensee Jeder Schritt löste Schweiß aus, der sofort mit Bier ersetzt werden musste, und es ging nur, indem man in der Hängematte hing mit bloßen Füßen und sich nicht rührte, rauchend, Apathie als einzig möglicher Zustand. – Max Frisch – Homo Faber Ach wie gerne hätten meine Tochter und ich es am Samstagmorgen Walter Faber gleich getan. Aber: Sie ist drei, ich schwanger und überhaupt: kein Bier vor vier (Uhr, nicht Jahren)! Es half alles nichts, sodass wir uns schon um acht Uhr auf den Weg zum Waiblinger Wochenmarkt machten. Anders als sonst nahmen wir den Umweg über die Talaue. Nicht alle wissen, wie viel 1,50m Abstand sind Einerseits um ein paar Kilometer zu machen und andererseits, weil der halb so lange Rückweg über die Mayenner immer mit super engen Überholmanövern seitens einiger Autofahrer einhergeht. Man schnauft (trotz E) den Buckel hoch und spürt schon an den Nackenhaaren, was kommt: Es beginnt mit diesem ganz typischen, verhaltene Gasgeben. „Trau‘ ich mich? …Ja…Nein….Egal!…Augen zu und durch!“- um dann noch vor oder genau in der Engstelle zu überholen. Schön, wenn es nur ein Fiat Panda war, ätzend beim EQC (trotz E). Allein auf dem Rad kann ich das sportlich nehmen, mit vollbepacktem Rad und Sozia hinten drauf, lernt meine Tochter nicht altersgemäß Fluchen. Irgendwie bin ich jetzt abgeschweift. Ja, eng überholen stresst und ärgert mich gewaltig. Waiblinger Wochenmarkt – einmal hin, alles drin Vielleicht erzähle ich dir lieber von den schönen Seiten des Wocheneinkaufs: Der Waiblinger Wochenmarkt ist klein, aber fein und das Marktmanagement immer auf der Suche nach neuen Marktbeschickern, die das Angebot noch ausweiten. Man bekommt zusammen mit den umliegenden Läden alles, um sich die Woche über zu versorgen. Das Fahrrad parken wir bequem an der Stadtbücherei und ziehen von dort aus los. Nach einer halben Stunde war das Rad gepackt und wir machten uns auf den Rückweg. Abkühlung auch ohne Klimaanlage Die Hitze in der Stadt war schon wieder fast unerträglich und da die Faber’sche Bierkühlung für uns beide ausfiel, machten wir am Talauensee einen Zwischenstopp für ein kleines Frühstück. Ehe ich mich versah, stand die Kleine auch schon bis zur Hüfte im Brunnen und hatte den Spaß ihres Lebens. Das sind unbestreitbar die Vorteile ohne Auto: Einfach da anhalten, wo es gefällt. Diese kleinen Fluchten des Alltags erkennt man hinter der Windschutzscheibe nicht. Sie rauschen einfach an einem vorbei. Jedenfalls endete der spontane Badespaß mit einem glücklichen Kleinkind, notdürftig mit einer Baumwolltasche bekleidet, auf dem Rücksitz und einem wehenden Kleidchen, das im Fahrtwind trocknete. Strecke: 10km 22.6.21: Nestbautrieb im Stadtradel-Style – 280 Höhenmeter, 38 Kilometer & 28 Grad So langsam wird es ernst. In knapp vier Wochen ist der errechnete Geburtstermin. Das heißt Köfferchen packen und die Erstausstattung komplettieren. Sofern du Kinder hast, weißt du sicher, dass dieses Erstlingsklamotten mini sind. In jeder Schublade purzeln sie übereinander, um kleine chaotische Haufen zu bilden. Kurz: Nervig! Für mehr System in der Erstausstattung wollte ich deswegen kleine Kistchen besorgen. EbayKleinanzeigen und die Teilort-Falle Aus ökologischen Gründen und weil wegen Corona der Einzelhandel ewig zu hatte, bin ich eine echte Kleinanzeigen-Jägerin geworden: Wenn etwas auf der Anschaffungsliste steht, gibt es erstmal einen Suchauftrag mit 10-20km Radius. So sind wir in den letzten Wochen schon zu einer Kommode und einem 8er-Kallax gekommen. Der Transport war auf dem Hänger kein Problem. (Beweisfoto unten) Als die Kistchen dann nach einer Weile in meinen Suchergebnissen auftauchten, war meine Freude groß. Die Strecke nach Winterbach war sowieso mein Arbeitsweg und ich machten einen Termin zu Abholung aus. Ergebnis: Winterbach-Manolzweiler. Mist! Seit wann gehört das zu Winterbach?! Wird der Schönbühl mein Waterloo? Der 163 Einwohnerort liegt oben im Schurwald umgeben von… Nichts. Aus dem Remstal heraus bedeutet das einen Anstieg von rund 280 Höhenmetern! Nun bist du vielleicht einer dieser sportiven Rennradler, die darüber nur müde lächeln und im Sommerurlaub einen Col nach dem anderen wegschnupfen. Mein Mutterschiff wiegt allerdings schon netto über 40kg und dann kommt noch die Sozia samt Sitz mit gut 25kg dazu. Rund 70kg pedaliere ich also im Regelfall durch die Gegend. Somit war der Anstieg den Schönbühl hoch für mich eine echte Herausforderung, die jedoch mit einem traumhaften Panorama über die Weinberge belohnt wurde. Kein Waterloo also, nochmal Glück gehabt! Der Rest und insbesondere die Abfahrt durch den Wald nach Grunbach waren danach ein Kinderspiel. Unten war ich mit meinem Mann verabredet, um dessen Fahrrad aus der Werkstatt abzuholen und abzuschleppen. Strecke: 38km 30.6.21: Denn wir steh’n hier im Regen — Trocken ankommen Bist du trocken und sicher durch die letzten Tage gekommen? Wir waren wirklich froh, dass wir das Unwetter am Montag nicht am eigenen Leib, sondern durch ein Fenster verfolgen konnten. Die Schäden auf der Strecke nach Untertürkheim waren am nächsten Morgen gewaltig: Entwurzelte Bäume, abgeknickte Laternen und meterhohe Zäune, verbogen wie Blumendraht. Wenn es das ist, was uns der Klimawandel bringt, können wir uns warm anziehen! Dazu eine Buchempfehlung am Rande: Deutschland 2050 von Toralf Staud & Nick Reimer Wenn es nicht gerade so tobt wie Anfang der Woche, ist im Regen fahren aber halb so wild. Mit guter Regenkleidung (und wasserfester Wimperntusche) perlt der Regen einfach ab. Nur frieren darf dabei keiner. Auch an Schnee und Minustemperaturen gewöhnt man sich recht flott. Der Trick ist, nach dem Sommer einfach weiterzufahren und das Fahrrad erst gar nicht in den Keller zu tragen. Übrigens sind Kinder erstaunlich wetterfest. Gut verpackt schmelzen sie nicht gleich beim ersten Tropfen und im Winter gibt es im Zweifel eine Wärmflasche in den Lammfellfußsack. Das hat dann was von winterlicher Schlittenfahrt. Strecke: 20km 30.6.21: Fast verhinderter Bauhelfer – Mit Rad und Zug nach Bretten Zieht der beste Freund aufs Land hinter Bretten bei Karlsruhe, um dort mit seiner Liebe ein Haus zu sanieren, hilft man natürlich nach seinen Möglichkeiten. Normalerweise werden dann Fahrgemeinschaften gebildet und vier, fünf Mann verbringen den Tag auf der Baustelle. Als Stadtradel-Familie musste (zum Unverständnis der Freunde ^^) eine alternative Routenplanung her: Waiblingen – Stuttgart: Fahrrad 12km Stuttgart – Bretten: Regio 60km Bretten – Baustelle: Fahrrad 7km Das Abenteuer endete fast, bevor es angefangen hatte, denn bodegleiche Straßenbahnschienen sind saugefährlichNach fachmännischem Gebiege blieb eine kleine Acht in der Felge zurück. Die Reise konnte mit ausgehängter Bremse und reduziertem Tempo weitergehen. Der Zeitverlust betrug dann fast eine Stunde, weil der Regio in Stuttgart natürlich schon abgefahren war. Die Zugfahrt selbst war hingegen echt entspannt und neue Leute lernt man dort trotz Corona kennen. Radfahrern verbindet eben! Bis zur Baustelle waren es vom Bahnhof noch gut 7km. Überschaubar also. Fazit: Mit der Kombination aus Rad und Zug ist man doppelt so lange unterwegs wie mit dem Auto. Allerdings muss man sich im Zug nicht aufs Fahren konzentrieren und hat den Kopf für andere Dinge frei. Die Fahrzeit im Zug ist in Ordnung. Müsste man die ganze Strecke mit dem ÖPNV zurücklegen, wäre es ein Wochenendtrip. Bei Strecken bis 10km hat das Fahrrad die Nase vorn. Sowohl im Ballungsgebiet rund um Stuttgart als auch auf dem Land hinter Bretten. Die Kosten für das Zugticket erscheinen mit 22€ ganz schön hoch. Wie verhält sich dazu die Fahrgemeinschaft? Geht man von 50ct Betriebskosten pro Kilometer (Quelle: Peter Hellwich, ACE) aus und einer Gesamtstrecke von 160km (Mitfahrer müssen auch abgeholt werden), so ergeben sich Kosten von 80€. Ab der vierten Person ist man in diesem Szenario also günstiger unterwegs. Natürlich gibt es auf beiden Seiten Variablen: Der Kilometerpreis schwankt je nach Fahrzeugtyp und Alter ganz gewaltig. Aber auch als Bahnfahrer hat man Möglichkeiten am Preis zu drehen (BahnCard). Führt die Fahrt auf‘s Land, gewinnt die Fahrgemeinschaft. Führt sie in eine größere Stadt, würde ich immer den Zug bevorzugen. Vor allem bei langen Strecken! Strecke: 38km + 120 Bahnkilometer