6. Januar 2016 Sharing Economy – Wer ist der Trottel mit der Bohrmaschine? „Ich will keine Bohrmaschine, sondern das Loch in der Wand.“ Seit uns die Sharing Economy 2013 mit ihren süßen Kulleraugen von jenseits des Bildschirms anschaut, ist „Teilen statt Besitzen“ zum neuen Konsumideal erhoben worden. Mir stellen sich seitdem regelmäßig die Nackenhaare auf, wenn ich „Sharing“ nur höre. Inhaltsverzeichnis ToggleIch teile. Du auch?Wenn keiner die Bohrmaschine besitzen will, wer stellt sie uns zur Verfügung?Teilen ist nicht Vermieten Ich teile. Du auch? Teilen ist toll. Teilen ist sozial. Teilen schont die Umwelt. Warum also nicht mit der ganzen Welt teilen? Du brauchst nur dein Smartphone und eine der Millionen Apps und schon hast du Zugang zu all den wunderbaren Dingen, die du nie mehr besitzen musst: die Bohrmaschine, das Fondueset oder die anderen klobigen Dinge, die dich nur Platz und Geld kosten. Schließlich gibt es so viele nette Menschen, die eine Bohrmaschine haben und sie liebend gern unentgeldlich mit dir teilen. Aber was kannst du dazu beisteuern? Schließlich willst du das Werkzeug nur nutzen und nicht besitzen. Wenn keiner die Bohrmaschine besitzen will, wer stellt sie uns zur Verfügung? Okay, ich bin mal so nett. Meinen blauen Bosch Akkuschrauber könnt ihr genauso haben wie meine brachiale Hilti. Ich gebe ja zu, dass sie im letzten Jahr nur ein oder zwei Mal zum Einsatz kamen. Wäre wirklich schade, wenn sie im Keller vor sich hin gammeln. Weil das Ausleihen bei Obi 50€ pro Tag kostet, nehmt ihr das Angebot dankend und häufig an. Derweil fühle ich mich wie Martin, der heroisch seinen Mantel teilt. Irgendwann kommt aber der Tag, an dem die Hilti durch Fehlbedienung oder an Altersschwäche stirbt. Was mache ich jetzt? Ach ja, ich war der Trottel mit der Bohrmaschine, der kein Geld dafür verlangt hat, denn Teilen ist nicht Vermieten. Teilen ist nicht Vermieten Nochmal: Teilen bedeutet, Dinge anderen Menschen zur Vefügung zu stellen, ohne eine direkte Gegenleistung zu verlangen. Dazu bedarf es Vertrauen. Mit Menschen aus meinem sozialen Netz (damit meine ich nicht Facebook) teile ich gerne. Es ist übersichtlich, man kennt sich. Kurz: Soziale Kontrollmechanismen greifen. Sharing Economy im echten Wortsinn kann deswegen nur innerhalb kleiner regionaler Einheiten wie einem Stadtteil funktionieren. Tauschringe und Nachbarschaftshilfe (für „Dienstleistungen“) erfüllen diese Funktion schon seit Jahrzehnten. Dazu braucht es keinen neuen Trend oder das tausendste Startup. Macht euch mit euren Nachbarn vertraut und löscht die Apps. Umsonst gibt es nichts! Wollt ihr also eine Bohrmaschine, müsst ihr investieren: Entweder euer Geld bei Obi oder in eure Vertrauenswürdigkeit.